Wer ist der/die Schönste im ganzen Land? Die Antwort auf diese Frage gibt im digitalen Zeitalter nicht der sprechende Zauberspiegel, sondern die Follower in den Sozialen Medien. Je mehr Herzchen, Likes und «Du bist so hübsch», desto schöner und beliebter die Person. Im Kampf um diese Anerkennung ist jedes Mittel recht. Da wird im Photoshop retuschiert und optimiert was das Zeug hält. Wenn schlussendlich das Foto gepostet wird, ist nichts mehr von der Realität übrig. So manch einer kippte vom Hocker, wenn er sein Instagramm Star live und ohne doppelten Boden sähe. Plötzlich ist das Waschbrett am Bauch unter einer dicken Fettschicht versteckt und der ach so knackige Hintern wird vom Apfel zu einer schlaffen Apfelsine. In solchen Fällen ist es ratsam sich weiterhin hinter einem Kunstprofil zu verstecken. Sollten alle Trick-Stricke reissen und einem die Wirklichkeit einholen, zaubert der Schönheitschirurg im Handumdrehen die gewünschte Nase oder den XXL-Busen. Wer seine Fans richtig begeistern will, hält die OP in Fotos oder noch besser in einem Videotagebuch fest. Bitte die vorher nachher Bilder nicht vergessen. Die kriegen mit Sicherheit unzählige «Wow» und «Oh mein Gott». Ein weiteres probates Mittel die Massen bei Laune zu halten, sind Fotos im roten Abendkleid an den unmöglichsten Orten. Ob in der Abenddämmerung im See oder irgendwo auf einem Hügel, egal. Je spektakulärer, desto besser. Der neueste Trend: Im Minirock, Sport-BH und möglichst barfuss im Hochgebirge umherwackeln. Ein Windstoss auf dem Gipfel und das Jahrhundert Foto ist im Kasten. Ja, man hat es beileibe nicht leicht als Social Media Sternchen. Allzu schnell ist der Glanz weg und alles nur noch Schall und Rauch. Dann ist die Antwort der Follower so gnadenlos, wie einst jene des Zauberspiegels.