Eigentlich ist Sherpa die Bezeichnung einer Volksgruppe, die vor hunderten von Jahren in das Everest Gebiet eingewandert ist. Während der britischen Kolonialherrschaft im 19. Jahrhundert entdeckten die Engländer das Talent dieser Bewohner für Logistik und die Leistungsfähigkeit in grossen Höhen. Bald wurden die Sherpas als Begleiter von Handelskarawanen über den Nangpa La angeheuert. So kam es, dass 1953 Tenzig Norgay zusammen mit dem Neuseeländer Edmund Hillary den Höchsten Berg der Welt, den Mount Everest, zum ersten Mal bestieg. Damals galten die Mitglieder dieser Volksgruppe als gleichberechtigte Partner und Freunde. Seither hat sich Vieles verändert. Die nepalesischen Gesteinsriesen sind das neue Disneyland der Rekordjäger und Bucket-Listschreiber. Die Sherpas ermöglichen diesen möchtegern Bergsteigern erst den Gipfelerfolg. Sie verlegen unter Lebensgefahr Fix Seile, richten die Hochlager ein und verköstigen die verwöhnten Gäste. Ohne deren Hilfe würde ein verschwindend kleiner Bruchteil dieser Gipfelstürmer mehr, wie 300 Meter vom Basislager in Richtung Everest machen. Nach einer erfolgreichen Besteigung spricht natürlich niemand zu Hause davon. Genauso wenig wird darüber geredet, dass 40% der Todesfälle am Mount Everest im letzten Jahrhundert Sherpas waren. Als Dank dürfen diese am Ende einer Saison Müllmänner spielen und die hinterlassene Sauerei aufräumen. Die meisten haben jedoch keine andere Wahl. Der Job ist nicht schlecht bezahlt und schliesslich sollen die Kinder einmal weniger gefährliche Berufe erlernen oder sogar studieren. Wer jetzt glaubt, die Sherpas werden superreich, irrt sich. Mit 20 Euro pro Tag und einer minimalen Versicherung wird man nicht Millionär. Die Ängste der Familien, die sie jedes Mal ausstehen müssen, lässt sich mit keinem Geld der Welt aufwiegen. Auch kaum auszumalen, wenn das Oberhaupt und der einzige Geldverdiener nicht mehr vom Berg zurückkehrt. Um die Hinterbliebenen und deren Existenzsicherung kümmert sich nur selten jemand. Wenn überhaupt. Eine Schande und Armutszeugnis. Willkommen im höchstgelegenen Irrenhaus und Freizeitpark des 21. Jahrhunderts.