Jedes Mal, wenn ich bei uns im Dorf spazieren gehe und an einem bestimmten Bauernhof vorbeikomme, sträuben sich mir die Nackenhaare. In einem viel zu engen Aussengehege mit ein paar Halmen Stroh stehet eine Gruppe Kälber knöcheltief im eigenen Dreck. Ein richtig elender Anblick, der einem nicht das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt beim Gedanken an ein Wienerschnitzel. Im Gegenteil, wer sich das Fleischessen abgewöhnen will, sollte sich das ansehen. Gleich daneben quieken und grunzen Schweine. Leider nicht vor Vergnügen. Sie liegen dicht an dicht auf blankem Beton in einer stinkenden Mischung aus Scheiss und Pisse. Die Ohren teilweise blutig gebissen und der Rücken mit Striemen übersäht. Bei diesem Bild des Grauens vergeht einem jeglicher Appetit auf Schinken oder Speck. Wie verdammt ist das in der Schweiz möglich, wo doch die Tierschutzgesetze so streng sind? Mit dem richtigen Vitamin B, wie Beziehung, ist alles möglich. So die eine Theorie. Die andere, noch schlimmere Vermutung: Es ist in der konventionellen Landwirtschaft alles tierschutzkonform. Das Kalb oder die Sau hat die gesetzlich vorgeschriebenen Quadratmeter und den Zugang zu «Frischluft». So what? Mehr braucht doch das Tier nicht. Wenn ich auf Wanderungen Schweinen begegne, welche ihren Rüssel in frische Erde stecken und sich nach Herzenslust suhlen können, weiss ich was eine glückliche Sau ist. Genauso der junge Stier auf einer Alp im Berner Oberland, der uns mit Hufscharren zu verstehen gab, dass er hier der Chef des munteren Kälberkindergartens ist. Zwei Beispiele, die zeigen, wie tiergerechte Landwirtschaft funktioniert. Es wäre so einfach, wenn das liebe Geld nicht wäre. Diese Art von Tierhaltung ist kostenintensiver, zeitaufwändiger und weniger ertragreich, wie Massenhaltung. Zudem bestimmt die Nachfrage das Angebot und umgekehrt. Es liegt an uns, ob wir lieber nur eine glückliche Bratwurst auf dem Teller haben und dafür etwas mehr ausgeben oder täglich ein halbes Kalb zum Spottpreis. Mein nächstes Partyfilet jedenfalls kommt garantiert nicht vom Nachbarn.