Der Stadtmensch ist eine Unterart der Spezies Homosapiens. Leicht zu erkennen an seiner erhobenen Nase, dem auffallend aufrechten Gang und der üppigen Parfümierung. Das Männchen sieht man meist in Designer Jeans, engem Shirt oder Hemd und den angesagtesten Sneakern herumrennen. Das Weibchen ist immer der neusten Mode entsprechend gekleidet, top gestylt und mit einer Luis Vuitton Tasche in der Hand unterwegs. In der freien Wildbahn kann man sie nur an den Wochenenden beobachten. In der ihnen ungewohnten Umgebung bewegen sie sich unsicher und agieren eher tollpatschig. Vor allem im gebirgigen oder matschigen Terrain ist ihr Gebaren äusserst amüsant. Mit angeekeltem Gesicht stakts die Stadtfrau in ihren frisch erlegten weissen Turnschuhen durch den Dreck und macht dabei Meckergeräusche. Der Stadtmann stattdessen ist mit den neuesten Trekkingschuhen sowie Rucksack bestens an die veränderten Bedingungen angepasst und gibt gruselige Laute zur Antwort von sich. Doch wird das Gelände zunehmend steiler und steiniger, wird der Gang beider Geschlechter immer unsicherer. Sie stolpern mehr, wie das sie gehen und versuchen sich an jedem noch so kleinen Ast zu halten. Nachdem sie den 2km langen mühsamen Wanderweg von der Bergstation der Gondelbahn hinauf zum Restaurant endlich geschafft haben, schiessen sie ein Selfie mit Panorama für die Sozialen Medien und als Beweis für ihr Abendteuer. Wieder zurück in ihrem ursprünglichen Habitat berichten sie ihren Artgenossen, wie tapfer und mutig sie doch waren.
Auch wenn die Stadtmenschen nett und liebenswert scheinen, sollten sie das Glück haben einem Stadtmenschen in der Wildnis zu begegnen: Verhalten sie sich ruhig und freundlich, halten sie gebührenden Abstand und grüssen sie ja nicht! Das kennt und mag diese Gattung überhaupt nicht und könnte sie irritieren.
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