Hörte ich neulich den Optiker sagen. Weil ich seit meiner neuen Brille Mühe habe mit dem Lesen, ging ich zum Sehtest. Natürlich war ich der Überzeugung, dass der Augenarzt vor 6 Monaten einen Fehler beim Ausstellen des Rezeptes gemacht hatte. Selbstsicher sass ich also auf dem Stuhl im Nebenzimmer des Optikergeschäftes. Eine halbe Stunde später im Laden zurück, liess ich mich bezüglich einer Gleitsichtbrille beraten. Es lag also nicht am falsch ausgestellten Rezept, sondern an der Alterssichtigkeit. Wer jetzt denkt, dass mich diese Tatsache ins tiefe Elend stürzte, liegt komplett falsch. Zuhause lachten mein Mann und ich uns fast krumm. Er hatte die Woche zuvor nach langem Ringen einen Termin beim Optiker und liess sich endlich eine neue Brille mit Varilux Gläser machen. So ist das Leben. Nichts ist für immer und das Alter macht vor keinem Halt. Das ist Fakt, ob es einem gefällt oder nicht. Was soll ich mich darüber ärgern? Gibt erstens nur noch mehr Runzeln und zweitens werde ich davon auch nicht wieder 20. Es gibt so viele verschiedene Partys: Wenn das Kind anfängt zu laufen, wenn die ersten Zähne kommen und wenn die ersten Zähne ausfallen. Wieso feiert keiner die ersten grauen Haare, den ersten Rollator oder die dritten Zähne? Falls ich je ein Gebiss benötigen werde, wünsch ich mir eine Torte getreu Vorlage des Kieferorthopäden. Schliesslich soll man die Feste feiern, wie sie fallen und in diesem Alter weiss man nie, wenn es das letzte war. Schade, dass in unserer heutigen Gesellschaft das Älterwerden als Tabu und nicht existent angesehen wird. Dabei werden in vielen Kulturen die «Alten» als die Weisen verehrt und mit besonderem Respekt behandelt. Lernen wir also von der Oma vor uns an der Kasse, anstatt sich über sie aufzuregen.