Niemand, der über eine grosse Brücke geht kommt an Ihnen vorbei: Liebesschlösser. Ob in Köllen die Hohenzollernbrücke, in Paris die Pont des Arts oder die Brooklyn Bridge in New York. Überall das gleiche Bild. Wer macht sowas und warum? Frisch Vermählte, frisch Verliebte oder aber immer noch Verliebte tun es: Sie hängen ein Vorhängeschloss mit Gravur an ein Brückengeländer und schmeissen den Schlüssel dazu in den Fluss. Damit wird die ewige Liebe und die Verbundenheit symbolisiert. Wie süss ist das denn? Kommt darauf an, ob man auf Kitsch steht oder nicht. Für die Brückengeländer und die Brücke selbst jedenfalls ist es eine Belastungsprobe. Ein Teil des Geländers der Pont des Arts ist unter den 93 Tonnen zusätzlichem Metall zusammengebrochen, genauso eine Laterne in Rom. Ist nun auch die Liebe dieser Paare zerbrochen? Das wissen wohl nur die Besitzer der Schlösser selbst. Ich wage es jedoch stark zu bezweifeln. Damit man den langen Weg des Lebens gemeinsam zu Ende geht, braucht es mehr wie nur ein Schwur. Mit diesen verhält es sowieso meist wie mit den guten Vorsätzen: Kaum ausgesprochen schon wieder hinfällig. Nicht einmal das Eheversprechen ist eine Garantie für Romantik bis zum Tod. Ohne Geduld, Verständnis, Humor und natürlich die grossen Gefühle kommt man nicht weit. Ja, Liebe ist nicht nur rosa. Sie bedeutet bedingungslos füreinander da zu sein und den anderen nicht trotz, sondern gerade wegen seinen Macken zu lieben. Das heisst auch das Arsch seines Schatzis zu putzen, wenn der das nicht (mehr) kann. Ein Schloss an einer Brücke anzubringen und den Schlüssel zu versenken ist definitiv einfacher, wie händchenhaltend in den Sarg zu spazieren.