Es ist wieder Sommer und die Wandersaison im vollen Gange. Meier, Mustermann und Eki-Pleki quälen sich schweissgebadet die steilen Berghänge hinauf. Bei diesem Spektakel will ich natürlich auch dabei sein. Wir Anfänger sind im Gewusel leicht zu erkennen. Wir sind nämlich brav mit gutem Schuhwerk, wandertauglichen Kleidern und Rucksack ausgestattet. Dieser enthält nebst dem Wasser noch Proviant, eine kleine Apotheke und Regenschutz. Je nach Tour zusätzlich sogar warme Ersatzklamotten. Fortgeschrittene tragen neben dem kleineren Rucksack und Turnschuhen mit Profil: Karo Hemd und die neusten Outdoorhosen oder sind komplett mit Mamut ausgestattet. Natürlich dürfen bei dieser Gruppe die Wanderstöcke nicht fehlen. Jetzt zu den Profis unter den Berggängern. Gut beduftet, riecht man sie, noch bevor sie zu sehen sind. Wenn sie Schuhe tragen, dann weisse Converse oder Badelatschen. Ihre Kleidung reicht von Mini-Wanderrock oder Hot-Pants bis zu den modernen Wanderleggins kombiniert mit einem Sport-BH. Wer ausrutscht ist eben Anfänger. Für die Wandercracks ist ein Rucksack überflüssig. Nur unnötiger Ballast. Was soll im Hochgebirge schon passieren? Und falls das Wetter umschlägt, ist man ja in 2h wieder im Tal. Nur das Handy ist überlebenswichtig. Wie sollen sie sonst ein Selfie für die Sozialen Medien machen? Ausserdem kann es nützlich sein, für den Fall der Fälle, dass doch ausnahmsweise ein Missgeschick passiert. Ganz simpel die 1414 gedrückt und schon kommt Hilfe angeflogen. Ja, die Routiniers wissen eben wies läuft. Da bleibt unsereiner vor Staunen nur der Mund offenstehen oder doch eher vor Entsetzen? Ich jedenfalls kann über so viel Leichtsinn nur den Kopf schütteln, ziehe meine Regenklamotten über und lächle den pitschnassen Spezialisten freundlich zu.