Der Herbst ist meine Lieblingsjahreszeit. Die Blätter der Bäume beginnen sich bunt zu färben, als ob ein Mahler am Werk wäre. Die ersten Stürme wirbeln das herabgefallene Laub auf und drinnen wird es langsam wieder gemütlich. Abends bringt das Licht der flackenden Kerzen besonders schöne Stimmung ins traute Heim. Bei schönem Wetter ist der Himmel so kitschig blau, wie sonst zu keiner anderen Jahreszeit und lässt die Farbenpracht der Bäume noch mehr leuchten. Schon kommen sie an solchen Tagen aus allen Ecken und Ritzen gekrochen, wie Kakerlaken. Die Wanderbegeisterten haben wieder Hochsaison und die Bergbahnen und Gipfel sind noch überfüllter, wie im Sommer. Sie verstopfen die Strassen und lassen die Eingeborenen verzweifeln, die einmal mehr im Stau stehen. Es ist nicht witzig, wenn ich wegen diesen möchtegern Wanderer aus der Stadt doppelt so lange zur Arbeit habe, wie gewöhnlich. Aber irgendwie habe ich dann auch wieder Mitleid mit diesen minderprivilegierten Stadtmenschen, die in ihrer grauen Bettonwüste kaum grün oder einen freien Himmel zu sehen bekommen. Auch diese armen Geschöpfe möchten einmal frische Luft atmen und mal eine wirklich schöne Landschaft sehen. Es sei ihnen deshalb von Herzen gegönnt. Sonntags am späten Nachmittag, wenn ich die Blechlawine wieder in andere Richtung rollen sehe, juble ich dafür innerlich. Diese bedauernswerten Seelen müssen wieder in die Enge der Stadt zurück. Mit einem freundlichen Lächeln winke ich zum Abschied und denke: Ich kann die volle Pracht des Herbstes in den Bergen jeden Tag geniessen.